MINT für Mädchen

Elternabend zur Berufsorientierung an der Landauer Realschule

Kurz vor den Osterferien fand an der Viktor-Karell-Realschule ein virtueller Informationsabend zum Thema „Perspektive MINT für Mädchen“ statt. Eingeladen waren die Eltern von Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen sieben bis neun, welche teilweise auch von ihren Töchtern „begleitet“ wurden. Die Moderatorin des Abends Dr. Claudia Reiter, Bildungspädagogin aus München, begrüßte außerdem verschiedene Vertreter aus Unternehmen und Behörden sowie Schulleiter Josef Wimmer und Lehrkräfte.

Zunächst zeigte Claudia Reiter ganz allgemein den Weg der beruflichen Orientierung auf, die in fünf Stufen abläuft. Auf eine Analyse der Stärken und Interessen folgt die Suche nach genauen Informationen, die durch zahlreiche Internetportale erleichtert wird. In der dritten Phase kommt es zu einer Entscheidung, bei deren anschließender Umsetzung den Eltern eine sehr wichtige Bedeutung zukommt. „Machen Sie Ihrer Tochter Mut und geben ihr Rückhalt“, riet Claudia Reiter den anwesenden Eltern, die beispielsweise ganz praktisch durch das Üben von Vorstellungsgesprächen unterstützen könnten. In einem fünften Schritt sollte man sich mit optionalen Möglichkeiten wie etwa einem freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr oder auch der Zukunftsplanung eines Studiums beschäftigen.

Danach wurde das „Aushängeschild“ der Landauer Realschule im Bereich der MINT-Förderung von Schülerinnen vorgestellt: Die „Girls´ Day Akademie“ wird im Schuljahr 2020/2021 an insgesamt 19 Standorten in Bayern angeboten. Neben der Realschule Landau nehmen elf weitere bayerische Realschulen, acht Gymnasien und eine Gesamtschule am Projekt teil. Auftraggeber der GDA sind die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm. Weitere Förderer sind die Agentur für Arbeit und die Regionaldirektion Bayern sowie das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Das Projekt richtet sich an Mädchen ab der siebten Jahrgangsstufe und findet zusätzlich zum regulären Unterricht statt. Ziel ist es, Schülerinnen für Technik zu begeistern und ihr Berufswahlspektrum im Hinblick auf naturwissenschaftlich-technische Berufe zu erweitern. Die Mädchen erhalten ein Schuljahr lang einmal pro Woche eine praxisorientierte und vertiefte Berufsorientierung und setzen sich intensiv mit MINT-Ausbildungsberufen und Studiengängen auseinander. Dazu kooperiert die Schule mit M+E Unternehmen, weiterführenden Schulen, Hochschulen und weiteren externen Partnern vor Ort. In den sieben vergangenen Jahren sind wertvolle Kooperationen mit Unternehmen, Hochschulen und Behörden entstanden. Die beiden betreuenden Lehrkräfte der Girls‘ Day Akademie, Britta Kühbeck und Magdalena Mayer, berichteten über ihre positiven Erfahrungen mit der Einstellung der jährlich 15 Teilnehmerinnen gegenüber MINT-Fächern und ermunterten dazu, sich bei der Entscheidung für einen technischen Beruf auch nicht von einem hohen Männeranteil abschrecken zu lassen.

Als Überleitung zu Erfahrungsberichten aus der Praxis verschiedener Betriebe erklärte Claudia Reiter den Begriff des „role-models“. Untersuchungen hätten ergeben, dass insbesondere weibliche Vorbilder in MINT-Berufen einen prägenden Einfluss auf die Mädchen haben. Die 16-jährige Zehra, Mechatronikerin im ersten Lehrjahr bei der Fritz Dräxlmaier GmbH & Co. KG, bestätigte diesen Zusammenhang, denn in ihrer Familie hatten vor ihr bereits zwei ihrer Cousinen einen technischen Beruf gewählt. Im Anschluss beschrieb die Auszubildende einige ihrer Aufgaben und die Begeisterung dafür war ihr selbst über die Distanz der Videokonferenz anzumerken. Danach erzählte Sophie, Informatikkauffrau bei der Einhell Germany AG, wie sie über Praktika und viele Gespräche mit Eltern sowie Freunden zu ihrem Traumberuf gekommen war.

Im Anschluss kamen zwei Unternehmensvertreterinnen zu Wort. Einhell-Ausbildungsleiterin Andrea Baumgartner stellte zunächst die Berufsmöglichkeiten ihres Arbeitgebers vor und brachte den zuhörenden Schülerinnen sowie ihren Eltern ihre „LEISE“-Regel für eine erfolgreiche Berufswahl näher: Leidenschaft, Ehrlichkeit, Interesse, Spaß und Erfahrungen.

Barbara Gerber, die die weltweite Ausbildung bei Dräxlmaier leitet, skizzierte zuerst ihren eigenen beruflichen Werdegang, der sie ausgehend von einem sozialen Beruf zu einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens geführt hatte. Danach stellte sie die Vorzüge einer technischen Ausbildung heraus, die eine gute Basis für alle Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung bietet. Ihrer Meinung nach sollten Mädchen natürlich auch die guten Verdienstmöglichkeiten und die familienfreundlichen Arbeitszeitmodelle bei der Entscheidung für einen MINT-Beruf berücksichtigen.

In einer weiteren Gesprächsrunde folgten die Beiträge zweier Vertreter der Arbeitsagentur. Roswitha Ramge, Beauftragte für Chancengleichheit aus Landshut, erläuterte die guten Zukunftsaussichten des MINT-Segments am Arbeitsmarkt, der weiterhin einen hohen Fachkräftebedarf habe. Auch sie nannte eine Formel für die Berufsorientierung, nämlich „MuT“, was einerseits „Mädchen und Technik“ bedeutet, andererseits natürlich für eine mutige, klischeefreie Wahl eines Berufes steht. Berufsberater Christian Pleschek, der ein festes Büro an der Realschule hat und auch die Mittelschulen im Umkreis berät, wies auf die Möglichkeit hin, einen individuellen Beratungstermin mit ihm zu vereinbaren. Er stellte einen Wandel in der Berufswahl fest, denn immer mehr Mädchen würden ins technische Feld gehen wollen. Die Eltern könnten ihre Töchter als Bezugspersonen bei dieser Orientierung unterstützen und nicht schon im Vorfeld abblocken, indem sie MINT-Berufe als ungeeignet bewerteten.

Zum Abschluss des Elternabends, bei dem die Teilnehmer jederzeit Fragen über den Chat stellen durften, gab die Moderatorin noch eine Zusammenstellung nützlicher weiterführender Informationsquellen weiter. Über einen Rückmeldelink bzw. Kontaktdaten konnten Eltern und Schülerinnen eine Verbindung zu den Organisatoren des Abends bzw. den Unternehmensvertreterinnen aufnehmen.

MINT-Elternabend der Girls‘ Day Akademie an der Landauer Realschule: Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Behörden und der Schule informierten rund um die Berufsorientierung von Mädchen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.

Dr. Claudia Reiter moderierte den virtuelle Informationsveranstaltung (Foto der Abendveranstaltung aus dem vergangenen Jahr).

Text u. Bild: B. Kühbeck

Zurück