Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit

Erfahrungen über den Unterricht hinaus

Landau. Ein Hitzesommer liegt hinter uns und Europa sieht sich nach der Dürre der vergangenen Monate nun einer Energiekrise gegenüber, die eine unmittelbare Folge des Angriffskriegs in der Ukraine darstellt. „Die Welt ändert sich gerade rasend schnell und die Sorgen um Nachhaltigkeit, eine bewusste Lebensweise, aber auch die gegenseitige Rücksichtnahme sind heute noch wichtiger als jemals zuvor“, sagte Kultusminister Michael Piazolo zur Eröffnung der bayernweiten „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“. Auch die Viktor-Karell-Realschule beschäftigte sich in vielfältigen Projekten und Aktionen mit Fragestellungen zum Thema: Wie gelingt es mir, auf die Bedürfnisse und Belange meiner Mitmenschen Rücksicht zu nehmen? Wie lebe ich bewusster und welche Dinge benötige ich tatsächlich für eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Lebensweise?

Im Fach Ernährung und Gesundheit stellten sich die Schülerinnen und Schüler die Frage: Wie sieht ein gesundes Frühstück aus? Zuerst reflektierten die Mädchen und Jungen ihr eigenes Frühstücksverhalten. Schnell stellte sich heraus, dass die erste Mahlzeit des Tages auf verschiedenste Weise eingenommen wird. Vom einfachen Apfel über die bekannten Frühstücksflocken bis zum Zwetschgenkuchen wurde alles genannt. So manch einer frühstückt erst in der Pause. Doch was ist gut für Körper und Geist? Schnell wurden die wichtigen Bestandteile für ein Frühstück erarbeitet. Im Anschluss durften die Schülerinnen und Schüler eine gesunde Morgenkost zubereiten. Es gab selbst gebackene Vollkornkekse mit Frischkäse und knackigem Obst. Die Jugendlichen kneteten Teig, raspelten Äpfel und Birnen und schoben die selbst kreierten Plätzchen anschließend in den Ofen. Und weil Kochen und Arbeiten großen Spaß macht, wurde auch gleich für ein paar fünfte Klassen mitgearbeitet. Diese freuten sich sehr über die leckeren, gesunden Snacks der Großen. Im Projektunterricht „Lernen lernen“ erfuhren die Schüler der fünften Klassen anhand einer Ernährungspyramide, wie gesundes Essen aussehen sollte. Dabei stellten die Schüler mithilfe unterschiedlicher Leistungskurven fest, dass die optimale Pause auch für das Lernen unersetzbar ist. Durch Müslikekse, die im Ernährungsunterricht von den achten Klassen gebacken wurden, konnten sich die Kinder davon überzeugen, dass eine gesunde Pause auch lecker schmeckt.

Schwimmen als angenehme Entspannung im Wasser wurde im benachbarten Hallenbad ausprobiert. Wie fühlt es sich an, das Wasser? Ist es kalt oder warm, weich oder hart, streichelt oder massiert es meine Muskulatur? Auf solche Dinge achtet man eigentlich gar nicht so genau beim Schwimmen. Auch das Atmen spielt eine sehr wichtige Rolle. Alles ist ganz anders für uns Menschen als an Land. Sich einfach mit oder ohne Hilfsmittel treiben lassen und ohne etwas zu tun, Zustände wie die Wasserlage, Temperatur, Auftrieb und Atmung spüren – ohne jede Anstrengung. Solche Möglichkeiten bieten sich im Schulsport nicht oft. Die Schülerinnen und Schüler haben es bewusst und intensiv genossen und ihrem Körper gleichzeitig eine wichtige Erfahrung mitgegeben: Es muss nicht immer große Anstrengung oder Leistung sein, die Körper und Geist stärken, man darf sich auch mal „treiben“ lassen, um wieder neue Kraft zu schöpfen. Die Mädchen der neunten Klassen erfuhren von der Wichtigkeit des Aufwärmens in Form von Dehnen und Mobilisieren vor dem Sportunterricht. Beim anschließenden gemeinsamen Seilspringen haben sie erkannt, welch wichtige Bedeutung die Bewegung für die Gesunderhaltung des menschlichen Körpers ist.

Mit den Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln beschäftigte man sich im Fach Ernährung und Gesundheit: Anhand eines kleinen Projektes wurden Plakate zum Thema „Verpackungen – Schutz oder Belastung?“ erstellt. „Damit sich etwas ändert, müssen unnütze Verpackungen und somit Müll vermieden werden“, lautete das Resümee einer Schülerin. Denn: Verpackungen machen mit einem guten Drittel den Löwenanteil der deutschen Verarbeitungsmenge von Kunststoffen aus. Das ist kein Wunder, denn mit dem Boom von Online-Versand, dem Trend zur To-Go-Gastronomie sowie Fertiggerichten wächst der Anteil von Verpackungsmaterial stetig - und damit auch der Müllberg. Den Jugendlichen wurde bewusst, dass es schwierig ist, im Alltag auf Kunststoff und andere Verpackungsmaterialien zu verzichten. Zahnpasta, Duschgel, Tütenmilch und letztlich fast alle Lebensmittel sind Produkte, die aus hygienischen Gründen eingewickelt werden müssen. Allerdings fanden die Jungen und Mädchen auch kreative Alternativen, um Umhüllungen zu vermeiden. Die Nutzung von plastikfreien Verpackungen, unverpackten Waren, Mehrweggeschirr sowie eine genaue Mülltrennung sind Beispiele, mit denen man schon viel zu einer plastikarmen Umwelt beitragen kann. Aus diesem Grund waren die siebten Klassen in ihre nähere Schul-Umgebung aufgebrochen, um unachtsam weggeworfenen Müll und Wertstoffe zu sammeln. Eifrig halfen sie, die Wege und Grünflächen um Parkplatz, Kirche, Schule und Isarufer zu säubern. Leider mussten die freiwilligen Helfer feststellen, dass sich Unmengen von Unrat v. a. im Gebüsch, das die Wege eingrenzt, befindet. Darunter konnten viele Wertstoffe geborgen werden u.a. drei Säcke voll Dosen und zwei große Wannen Glasflaschen. Ein Bierkasten wurde gegen Pfand zurückgegeben. Zwei große Säcke mit Restmüll blieben übrig. Müll und Wertstoffe wurden ordnungsgemäß in den gelben bzw. grauen Tonnen der Realschule entsorgt.

Unsere Sinne sind das Tor zur Umwelt. Wie wichtig sie sind und welche immense Bedeutung sie haben, das konnten die Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht erfahren. Sie durften an einem Sinnesparcours teilnehmen, der aufzeigt, was es bedeutet, über alle Sinne verfügen zu können. Kann ich hören, was sich in einer Dose befindet, wenn sie geschüttelt wird? Welches Lebensmittel kann ich mit meiner Nase riechen? Kann ich Alltagsgegenstände erkennen, wenn sie aus einer anderen Perspektive gezeigt werden? Was befindet sich in den verschiedenen Säckchen, wenn ich die Gegenstände nur fühlen kann? Verschiedene, interessante Stationen durften ausprobiert werden.

Welche Gründe sprechen für ein Verbot von gewalthaltigen Computerspielen? Welche Einwände können gegen ein Verbot vorgebracht werden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Schüler einiger zehnten Klassen im Deutschunterricht. Von der Themaerschließung, Stoffsammlung, Stoffordnung, Gliederung bis hin zur Ausformulierung der Erörterung setzten sich die Jugendlichen intensiv mit der Problematik auseinander. Dabei dienten verschiedenste Materialien, von Statistiken bis hin zu Expertenaussagen zum Thema Computerspiele als Grundlage für ihre Argumentation. In diesem Zusammenhang erkannten die Klassen beispielsweise, dass Ego-Shooter körperliche sowie seelische Auswirkungen bewirken. Ebenso erstaunte die Jugendlichen: Vermeintlich unbedenkliche Spiele wie aus dem Sportbereich führen nach Ansicht mancher Wissenschaftler eher zu aggressivem Verhalten. Um die Thematik zu erschließen, wurden exemplarische Argumentationen, fehlerhafte Ausformulierungen und eigene Aufsatzbeispiele untersucht bzw. erarbeitet. In Schreibkonferenzen tauschten die Schüler dabei ihre eigenen Gedanken aus und verbesserten ihre Aufsatzbereiche.

Mit Hilfe der beiden als Mediatoren geschulten Lehrkräfte Patricia Scherm und Josef Plank fand das Projekt „Pack ma´s“ in einer fünften Klasse statt. Im Mittelpunkt stand die Stärkung der Klassengemeinschaft. So mussten einige Schüler mit nur ineinander gestreckten Armen einen Mitschüler auffangen, der sich rückwärts von einem Tisch frei fallen ließ. Zum Bereich Gewalt konnten Schüler Ereignisse frei auf einer Skala von 0 bis 100 zuordnen. Dabei wurde schnell klar, dass jeder unter Umständen ein anderes Empfinden hat, denn nur das Opfer legt fest, ob Gewalt vorliegt. Beim Thema Ausgrenzung zeigten die Realschüler großes Interesse und so konnte im Gespräch auch manches Missverständnis untereinander ausgeräumt werden. Gewonnene Erkenntnisse und Verhaltensregeln wurden auf einem Flipchart selbst erarbeitet, das dann im Klassenzimmer seinen Platz fand. Somit können sich die Schülerinnen und Schüler immer wieder daran orientieren. Um nachhaltig zu arbeiten, werden von Zeit zu Zeit die Inhalte von den Lehrkräften wiederholt. Bei der Schlussbesprechung fiel die Resonanz der Kinder sehr positiv aus, so dass die Möglichkeit besteht, ein gutes Klassenklima aufrecht zu erhalten.

Dass die Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit an der Landauer Realschule auch weiterhin nachwirken wird, ist schon durch das Leitbild der Schulentwicklung sichergestellt: „Gemeinsam Verantwortung leben – mit Blick auf unsere Gesundheit“ heißt das Motto für das Schuljahr 2022/23.

Zurück