Ein amerikanisches „Münchner Kindl“ in Niederbayern

Die US-Amerikanerin Elisabeth Kolb ist „Teaching Assistant“ an der Landauer Realschule

Einblicke in die amerikanische Lebensart: Elisabeth Kolb hält immer wieder Präsentationen zu verschiedenen Bräuchen.

Landau. Präsentationen über den amerikanischen Lebensalltag, Englischkonversation mit den Abschlussschülern, Begleitperson im Skilager der Siebtklässler in den österreichischen Alpen, Interview mit der Schülerzeitung, Mitglied im Lehrer-Volleyballteam und im Chor auf der Weihnachtsfeier – Elisabeth Kolb, die seit September zur Schulfamilie der Viktor-Karell-Realschule gehört, ist sehr vielseitig und engagiert. Die 22-Jährige ist aber weder Praktikantin noch Referendarin, sondern „Teaching Assistant“ – die erste der Schule. Jede Woche freuen sich Lehrkräfte und Schüler auf den Donnerstag, wenn die US-Amerikanerin mit stets strahlendem Lächeln und guter Laune zu ihnen kommt.

Deutsche Wurzeln hat die sympathische Assistenzlehrerin nicht nur wegen ihren aus Baden-Württemberg stammenden Großeltern, sondern sie wurde im Sommer 2000 als „Münchner Kindl“ in der bayerischen Landeshauptstadt geboren. Nach ein paar Monaten beendeten ihre Eltern ihre berufliche Station in Deutschland und zogen wieder in die USA zurück – zunächst nach Evanston, einer Stadt im nördlichen Großraum von Chicago. „Ich hatte dort eine fantastische Kindheit“, schwärmt Elisabeth Kolb und zeigt neben Familienfotos auch Bilder von Halloween-Partys, Schulauftritten und dem Kinderchor, mit dem sie sogar zwei Deutschland-Tourneen machen durfte. Durch einen weiteren Umzug gelangte die fünfköpfige Familie, zu der auch noch ein Bruder und eine Schwester gehören, nach Fargo in North Dakota, wo Elisabeth ihre Highschool abschloss. Ihr Studium am College führte sie nach Grand Forks unweit der kanadischen Grenze. Ihr eigentlicher Wohlfühlort, ihr „Happy Place“, ist aber die Farm ihrer Großeltern in Wisconsin. „Wahrscheinlich gefällt es mir deshalb so gut in Niederbayern und speziell in Landau“, meint die Junglehrerin, „weil die Mentalität der Menschen so ähnlich wie bei mir zuhause ist, alle sind sehr herzlich.“

Trotz ihres engen Verhältnisses zu ihrer Familie und ihren zahlreichen Freunden hat sich Elisabeth auf das Abenteuer eines längeren Deutschlandaufenthaltes eingelassen und sich gefreut, dass ihr Wunsch, nach Bayern zu kommen bei der Vergabe ihres Stipendiums in Erfüllung ging. Sie bringt neben ihrem offenen und freundlichen Wesen noch eine andere ideale Voraussetzung mit: Einen ihrer beiden Bachelorabschlüsse hat sie in Germanistik gemacht. Nun nutzt sie jede Gelegenheit, ihre guten Deutschkenntnisse zu festigen und zu erweitern – vor allem in vielen Gesprächen mit den Kollegen in Pausen, in geselliger Runde nach Unterrichtsschluss oder in der Freizeit. Außerdem hat sich die sportliche Amerikanerin, die neben Skifahren auch Laufen als Aktivitäten liebt, gleich dem Fußballverein angeschlossen, wodurch sie weitere soziale Kontakte in Landau hat.

Für ihre musikalischen Hobbys, dem Klavier- und Gitarrespielen, findet „Miss Kolb“ auch noch Zeit.  Und an den Wochenenden und in den Schulferien kommt ihr Interesse an Reisen ebenfalls nicht zu kurz. Wien, Nürnberg, Straßburg, Sinzheim und viele andere Orte in Süddeutschland und dem angrenzenden Ausland hat sie sich bereits angesehen. Über den Jahreswechsel wurden die Reisestrecken noch sehr viel länger: Mit dem Flugzeug ging es zuerst von Frankfurt nach Atlanta in Georgia und von da aus nach Minneapolis in Minnesota in den tief verschneiten Norden der USA. Viele Treffen mit Verwandten und Freunden sowie Feierlichkeiten standen auf dem „Holiday Break“-Programm. Zu Beginn des neuen Jahres erfreute Elisabeth etliche Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen der Realschule mit einer neuen Präsentation über diese Reise. So bekamen die Jugendlichen in den Englischstunden einen anschaulichen Einblick in das Privatleben ihrer „Teaching Assistant“ – ein Unterrichtsgespräch mit einem „native speaker“ inklusive.

Und auch die Lebenserfahrung der jungen Amerikanerin, die schon so viel gesehen und erlebt hat, ist für Schüler und Lehrer beeindruckend. Ein anderes Land auf einem anderen Kontinent näher kennenzulernen, ist für viele durchaus ein Vorbild – sei es über eine touristische Reise oder durch das Leben vor Ort. „Ich werde immer an meine großartige Zeit in Landau denken“, weiß Elisabeth bereits jetzt am Ende der ersten Hälfte ihres Einsatzes an der Realschule und an ihrer Stammschule, dem Landauer Gymnasium. Beide Schulfamilien werden „ihre“ Teaching Assistant sehr vermissen, wenn deren Stipendium Ende Juni endet.

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